Find Adam in dich
Andrej Chuprasov, der Autor des Portals
Es ist kompliziert das Video über Athos zu drehen, das einen erfahrenen Zuschauer überrascht. Und der unbeleckte Zuschauer wird sich wahrscheinlich es nie ansehen. Die Leute, die sich für die Geschichte des Heiligen Berges Athos interessieren, waren dort mehrmals, sie haben die mönchischen Wege in den Gebirgen und Wäldern kreuz und quer durchfahren, sie haben alle legendären Märtyrergeschichten gehört, sie alle werden sich gern das Video über Athos ansehen. Irgendwo lächeln sie, irgendwo erkennen sie die bekannten Orte oder sogar die Gesichter der Mönche, die man während der Gottesdienste sehen konnte. Der einfache Mensch geht kaum so weit. Er hat keine Zeit sich sogar die Serie anzusehen. Es gibt solches Klischee. Und die Filmer von “ Wo bist du, Adam” möchten offensichtlich es mit diesem Film und vielen Interviews widerlegen. Und zum Teil ist es ihnen gelungen.
Es sei vorangestellt, dass ich sowohl auf Athos als auch im Kloster Dochiariou, wo es die Handlung des Films gibt, mehrmals gewesen bin. Auf den ersten Bildern ist der berühmte Zitronenbaum beim Eingang ins Kloster. Die Ernte von diesem Baum wird vor Ostern und im Herbst eingebracht. Es gibt so viele Aromaöle in der dicken Schale, dass nachdem man die Zitrone geschält hat, werden seine Hände mit dem süßduftenden Film überzogen. Und der Duft hält ein paar Stunden bestimmt an. Aber es ist verboten die Früchte vom Baum abzuschütteln, man kann nur die hingefallenen Früchte nehmen. Man spielt alles in Gedanken durch und erinnert sich daran und hängt den Gedanken an der lauschigen Gartenlaube unter dem Schutz der Erzengel neben dem Eingang ins Kloster nach. Alles ist wie gewöhnlich, man stellt sich auf das angenehme Anschauen ein. Dann gibt es die absolute kognitive Dissonanz. Der Mönch unter den Hunden. Das Königreich der Hunde. Hier gibt es große Hunde, ruppige Streunerhunde, glamouröse Kleinchen. Athos ist das Königreich der Katzen! Das wissen alle. Etwas ist hier nicht richtig. Es ist wichtig zu sagen, dass die Katzen und ihr Königreich in der Mitte des Filmes erscheinen. Aber inzwischen sieht man die absolut dramatische Szene mit dem lahmen verkrüppelten Hund, der drei Stufen nicht ersteigen kann, er bemüht sich mit aller Kraft und der Mönch schiebt ihn. Körperlich gibt er dem Hund eine Möglichkeit zur Essschüssel hinzulaufen, und mit seinem Wort gibt er uns die Chance die Weisheit der athonischen Geronden, die Weisheit der hundertjährigen Traditionen und Glauben zu berühren.
Regisseur Alexander Zaporoschenko und Filmhersteller Alexander Pliska verstehen Athos sehr gut und gleichzeitig wissen sie den globalen Dokumentarfilm sehr gut. Sie stellen ihren Film als gemeines orthodoxes Werk dar, das keine Grenzen hat. Sie haben den Film in verschiedenen Ecken Russlands, der Ukraine und Weißrussland gezeigt. Auch in der Krim. Als ob sie sofort sagen würden, es gehe nicht um einen Staat, nicht um die theologischen Auseinandersetzungen, nicht um die politische Konjunktur. Wir drehen um die Seelen von Leuten, um die grundsätzlichen Werte des orthodoxen Menschen- um die Auferstehung, um die Buße. Einmal sagte Jean-Luc Godard, dass das Kino die Wahrheit 24 Bilder pro Sekunde sei. Nach welcher Wahrheit suchen die Autoren dieses Filmes? Die Antwort auf diese Frage ist nicht linear und sie kann man in den Köpfen, Worten und Ansichten der Haupthelden des Filmes- der Mönche des Kloster Dochiariou finden.
Es ist angenommen, dass die Muttergottes Athos mit Ihrer eigenen Obhut von Not und Unglück deckt. Nachdem man sich diesen Film angeschaut hat, versteht man sehr deutlich, dass diese Obhut aus den Schicksalen von Tausenden Mönchen für viele Jahre gewebt worden ist, die auf dem Heiligen Berg beteten. Jeder Fäden ist die Seele. Hier zeigt die Regiekamera den Mönch Bienenzüchter, dann den Fischer, Ikonenmaler, Bäcker, Chirurgen. Und man versteht, dass die Muttergottes nur beobachtet, und die Obhut die Mönche selbst weben. Mit ihren Mühen und Gebet. Aber jede Obhut hat ihr eigenes Ornament, die besondere Zeichnung, die ihr den besonderen sakralen Wert gibt. Und der rote Fäden in diesem Ornament ist der Hegumen Geronda Grigorij (Zumis). Die Hauptschwerpunkte des Filmes sind auf das Gespräch mit ihm gegründet.
Wie wahre Dokumentaristen sagen die Autoren im Interview, dass sie “ sich nichts ausgedacht haben. Geronda Grigorij hatte es nicht gern, wenn man das Mönchsleben ausschmückt und sich die kirchlichen Märchen ausdenkt. Er hatte es nicht gern, wenn das Bild der Heiligen in einigen Märtyrergeschichten sehr “frisiert” ist, und die menschliche Seite ihres Lebens verborgen ist. So wird der Eindruck gemacht, dass sie am Himmel gehen. Es überrascht wirklich manchmal in dem Film. Der Hegumen wird als sehr herzlicher Mensch dargestellt. Er weint während der Weihe von einen neuen Mönch ( herzbrechende machtvolle Szene), spricht über das Himmelreich und die Berufung des Menschen mit solchen klaren Worten, dass man sich zuerst wundert und dann man beginnt allmählich zu verstehen, dass man die Beichte hört. Wie Herr Alexander sagt, nachdem sich die Mönche von Dochiariou selbst den Film angesehen hatten, sagten sie, dass sie den Hegumen von der ganzen neuen Seite kennengelernt hatten.
Es ist wichtig den künstlerischen Bestandteil des Filmes zu erwähnen. Die ukrainischen Dokumentarfilme erleben jetzt einen eigenartigen Aufschwung. Es gibt viele junge Regisseuren und großartige etablierte Meister. “Adam” ist ein ermäßigtes Künstlerschneiden. Aber das Schneiden ist interaktiv und intellektuell. Der Regisseur möchte nicht dem Zuschauer etwas aufdrängen. Die Schlüsse zieht jeder für sich selbst. Die hauptsächliche Handlung spielt sich in dem Kopf des Zuschauers ab. Es ist der Film über die Leute, die nach sich selbst suchen, der Film für die Leute, die nach sich selbst suchen. Die meisten Szenen sind nur mit einem Anlauf gedreht worden, und was für die Anläufe, wenn alles das Leben mit momentanen Gefühlen und Erlebnissen ist. Während des Anschauens erinnert man sich an den "dokumentarischen" Film bei Werner Herzog " die Glocken aus der Tiefe" ( Chumak, Vissarion u.a.) von den russischen 90er. Ich habe bewusst das Wort "dokumentarisch" in Anführungszeichen gesetzt, weil sich für Herzog die Grenze zwischen dem fiktionalen und dokumentarischen Kino verwischte. Im Film gibt es die Szene, wo die Pilger übers Eis der See auf den Knien rutschen und versuchen in der Gebetekstase Kitezh Grad zu sehen. Die Szene ist völlig gestellt. Herzog konnte keinen Pilger im Ort der Dreharbeiten finden und er bezahlte den Streunern, damit sie alles zeigen, was und wie er wollte. Da haben wir den dokumentarischen Film.
Es gibt nichts Ähnliches in "Adam". Mich hat die Szene mit der Prügelei der Mönche erschüttert. Zuerst denkt man, dass es nur ein scherzhaftes Spiel ist, aber dann versteht man, dass alles echt ist. Ist es möglich? "Ja, alles ist möglich. Wenn jeder einen Blick ins Innere wirft, sieht er alle geistigen Probleme, die sowohl im athonischen Kloster als auch in der Stadtwohnung gleich aktuell sind",- antworte auf unsere Frage Filmhersteller Alexander Pliska.
Aber was der Stil von Zaporoschenko dem Stil von Herzog annähert ist die Liebe zur Landschaft als Anhaltspunkt. Spiegel und Rauschen des Meers, die Aderung der Borke und die Textur des Steins auf dem Pflasterweg mit Musikbegleitung von Chopin und Couperin, die der Mönch auf dem alten hundertjährigen Klostersklavier spielt. Woher ist es dort? Warum spielt der Mönch so wunderschön? Auf alle diesen Fragen können wir die Antworten nur in uns finden. Vielleicht, nähern wir uns den richtigen Antworten, wenn wir die Szenen mit dem Delphin genau ansehen, der sehr nah den Hafen des Klosters angeschwommen ist.
Es gibt die Aufklärungsgeschichte im Film, aber sie ist unaufdringlich. Zum Beispiel sagt Herr Grigorij, dass “ wenn wir unser Leben als 100 Schritte dienen, dann gehören nur 3 oder 5 Schritte zu uns, die anderen tat für uns Gott, aber diese 3 oder 5 Schritte müssen wir selbst machen”. Vielleicht, kann einer dieser Schritte euch zur Buße führen? Denn “ warum rief Gott Adam? Nicht weil er wusste nicht, wo jener war. Er forderte ihn zur Buße auf”. So endete diese wunderschöne Geschichte.
Und noch etwas, was scheint wichtig zu sein. In der griechischen Welt werden die Slawen des Wunsches verdächtigt den “Primat” in der orthodoxen Welt zu übernehmen. Ich bringe hier das Zitat aus der Rezension über den Film von einen mir unbekannten Autor an, die völlig das Gefühl widerspiegelte, das ich während des Anschauens hatte. “In diesem Film geht es um den Griechen, dem wir alle ähnlich sein möchten. Es ist die griechische Orthodoxie, die wir lieben. Es ist der Film über den Menschen, groß geschrieben, der von den Mitgliedern unserer ( Russischen) Kirche geschaffen wurde, um zu zeigen, dass wir nach dem Primat nicht greifen, wir setzen uns für die Reinheit des Glaubens ein, wie der große Sohn des griechischen Volkes - Geronda Grigorij Zumis dafür eingesetzt hat”.