Metropolit Hilarion: Konstantinopel vergreift sich am fremden Eigentum
- Eure Eminenz, vor kurzem haben Sie Budapest besucht, wo Sie auf der Eröffnung der eucharistischen Tagung auftrat. Und im Anschluß an Sie fand sich der Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus auf derselben Tagung. In seiner Predigt nach dem Gottesdienst, den er in der katholischen Kathedrale hielt, erwähnte er über die “Besitzergreifung” der Mariä- Entschlafens-Kathedrale in Budapest vom Moskauer Patriarchat. Wie können Sie diese Worte kommentieren?
- Die Mariä- Entschlafens-Kathedrale in Budapest hat nie zum Patriarchat von Konstantinopel gehört. Er wurde Ende des XVIII. Jahrhunderts von der Gemeinde gebaut, die überwiegend aus den Griechen und Walachen bestand. Die Gottesdienste in dieser Kathedrale wurden auf Griechisch gehalten. Aber gehörte sie nicht zum Zuständigkeitsbereich des Patriarchat von Konstantinopel, das auf dem Territorium von Österreich-Ungarn verboten wurde, sondern zum Zuständigkeitsbereich der unabhängigen Metropolie von Karlovci, die später zum Bestandteil der vereinigten Kirche von Serbien wurde. Zwar versuchte Konstantinopel in der 20er Jahren des XX. Jahrhunderts sein eigenes Exarchat in Ungarn aufzubauen, aber er existierte nur auf dem Papier. In Ungarn selbst gibt es keine Spüre dieses Exarchats, keine Rechtsgrundlagen wurden dafür in der Gesetzgebung von Ungarn geschaffen.
Seit 1945 sprachen die Vertreter der Pfarrei den Patriarchen von Moskau und ganz Russland Alexij I. darum an, die Pfarrei ins Zuständigkeitsbereich des Moskauer Patriarchats aufzunehmen. 1949 wurde die Diözese von Ungarn der Russischen Orthodoxen Kirche gegründet, und im Jahre 1950 wurden die Mariä- Entschlafens-Kathedrale und noch einige Pfarreien, wo der Gottesdienst auf Ungarisch war, zum Bestandteil des Moskauer Patriarchats. Auf solche Weise sind der Wechsel des kirchlichen Zuständigkeitsbereich erfolgt, aber die Gemeinde blieb gleich. Wobei wurde der Briefwechsel über die Aufnahme dieser Pfarreien in die Russische Kirche nicht mit dem Patriarchat von Konstantinopel, zu dem sie keinerlei Bezug nie gehabt haben, sondern mit der Küche von Serbien geführt.
Anfang der 2000er Jahre erhob Konstantinopel die Ansprüche auf die Mariä- Entschlafens-Kathedrale und legte die Klage beim Gericht ein. Alle drei Gerichtsbehörden sind auf die Zeit gefallen, als ich die Diözese von Ungarn leitete. Alle drei Gerichtsbehörden haben wir gewonnen- zuerst das Stadtgericht von Budapest, dann das Appellationsgericht und schließlich das Oberste Gericht. Es ist uns gelungen überzeugend zu beweisen, dass die heutige Gemeinschaft der Mariä- Entschlafens-Kathedrale, die sowohl die Griechen, als auch die Ungarn und die Vertreter von den anderen Nationen einschließt, die direkte Rechtsnachfolgerin der ursprünglichen Gemeinde ist. Was ist mehr, dienen im Klerus unserer Kirche noch die direkten Nachfolger ihrer ersten Gründer.
Deshalb kann der Patriarch von Konstantinopel verschiedene Ansprüche erheben, aber es wurde auf gerichtlichem Wege schon dreimal und endlich bewiesen, dass diese Ansprüche keine Berechtigungen haben. Das zehnte Gebot von Moses Gesetz lautet: “Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.” (Ex. 20.17). Es ist angebracht dem Patriarchen von Konstantinopel an dieses Gebot zu erinnern. Wenn er solche Ideen in der Öffentlichkeit äußert, vergreift er sich am fremden Eigentum, dessen Rechtsinhaber vom Gericht bestimmt wird. Außerdem stellte er auf solche Weise die Beschlussfähigkeit der Entscheidungen von den Gerichtsbehörden von Ungarn in Frage.
Der Staat von Ungarn hat ganz weis getan, als er dem Patriarchat von Konstantinopel das Territorium und den Gebäudekomplex als Geschenk übergeben hat, wo die Kirche eingerichtet wird (Patriarch Bartholomäus hat den Grundstein geweiht). Man sollte glauben, was noch braucht man? Aber nein, es ist nicht genug. Ganz im Dabeisein von den Geschenkgebern erhob Patriarch Bartholomäus noch die Ansprüche auf die Kirche, die nie zu Konstantinopel gehört hat.
Der Staat von Ungarn lenken eigentlich große Aufmerksamkeit auf die traditionellen religiösen Konfessionen, ihre Tätigkeit unterstützend. Die Reparatur- Restaurationsarbeiten in der Mariä- Entschlafens-Kathedrale werden mit finanzieller Unterstützung von der Regierung Ungarns durchgeführt.
Als ich nach Budapest im Jahre 2003 gekommen bin, war das Erste, was ich gesehen habe, unsere Mariä- Entschlafens-Kathedrale mit der einzigen Spitze. Mir wurde erklärt, dass die zweite Spitze während des zweiten Weltkriegs von der Bombe zerstört worden ist. Ebendann setzte ich mir das Ziel: diese Spitze neu aufzubauen. Und man muss sagen, dass in Österreich- Ungarn unterschieden sich die orthodoxen Kirchen äußerlich von den katholischen Kirchen nicht. Nur wenn man in die Kirche hineinging und die Ikonenwand sah, konnte man verstehen, dass das die orthodoxe Kirche ist. Und draußen gab es nicht Kuppeln, sondern Spitzen. Wie gesagt, eine von ihnen war nicht da.
Einige Jahre wurden für Gerichte gebraucht, und als sie endeten, ist es uns mit der Hilfe von Unternehmen “Lukoil” gelungen das Steinpostament für die zweite Spitze zu bauen. Die weiteren Arbeiten wurden schon von meinen Nachfolgern von der Diözese von Ungarn durchgeführt. Die verlorene Spitze wurde komplett aufgebaut, die komplexe äußerliche Renovierung wurde gemacht, und jetzt werden die Arbeiten innerhalb der Kirche durchgeführt. Es ist ein sehr umfassendes Restaurierungsprojekt. Nach seiner Erledigung, ich hoffe, präsentiert sich die Kathedrale den Bürgern in voller Schönheit.