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Ökumenischer Patriarch. Die Geschichte eines Titel…

Ökumenischer Patriarch. Die Geschichte eines Titels.

Illustration_1.jpgPawel Kuzenkow, Kandidat der Geschichtswissenschaften, Kirchen- und historischen Chronologiegeschichtler. Dozent der historischen Fakultät der Staatlichen Universität Moskau und der Sretensky Geistlichen Akademie, der Lehrer der Moskauer Geistlichen Akademie

Wir alle wissen den vollständigen Titel des Vorstehers der nach Diptychon ersten Orthodoxen Landeskirche sehr gut: “ Erzbischof von Konstantinopel- des Neuen Roms und Ökumenischer Patriarch”. Es scheint, dass alle verstehen, dass das Wort “Ökumenisch” hier nicht mehr als der prächtige byzantinische Titel, die Verbeugung der alten Tradition ist. Die orthodoxe Lehre nimmt keine “ökumenische Gerichtsbarkeit” außer Christus selbst an: wie die Apostel in der brüderlichen Einheit, aber selbstständig und unabhängig ihre von Gott erlassenen Botschaft verkündigten, sind die von ihnen gegründeten Landeskirchen die Schwester, die im Heiligen Geist wie die Teile der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche verbunden sind. Aber ganz anders verstehen diesen Ausdruck die Leute, die von den Einzelheiten des kanonischen Rechtes fern sind und mit der kirchlichen Geschichte nicht vertraut sind. In ihrer Vorstellung, die an die Hauptbedeutung des Worted “Ökumene” anknüpft, sieht dieser Titel wie die offizielle Anerkennung bei dem ersten von den Patriarchen der Rolle des Leiters von der ganzen Orthodoxie aus. Es ist dabei, dass ihre Gemeinde ungefähr 6 Millionen Menschen [1] - etwa 2% von der ganzen Anzahl der orthodoxen Christen zählt [2].

Was bedeutet der Titel “Ökumenisch”, woher stammt er und was ist sein wahrer Zweck? 

Reich wie Ökumene

Vor allem ist es notwendig das Wort “Ökumenisch” selbst - οἰκουμένη auf Griechisch aufzuklären. Es ist ein passives Partizip des Verbs οἰκέω “leben, bewohnen, beleben”, wo das Substantiv “ die Erde” normalerweise übersprungen wird, das heißt wörtlich - “ der von dem Menschen bewohnte irdische Raum”. So nannten die alten Griechen die ihnen bekannte Welt im Unterschied zu den fernen Bereichen, die entweder unbewohnt oder von den blindwütigen Barbaren bewohnt waren. Typischerweise verstand man unter dem Wort “Ökumene” nicht die ganze Welt, sondern nur den Teil, wo es die Zivilisation gab. Die Herrscher von den großen Reichen wurden “ die Könige der Ökumene” genannt- wie, zum Beispiel, Kyros von Persien in der Bibel ( 2 Esra 2:2). Und als die griechisch- römische Zivilisation unter der Herrschaft der römischen Kaisers geeinigt worden war, wurde das Römische Reich “Ökumene” genannt. Genau in diesem Sinn benutzt dieses Wort Apostel Lukas, wenn er von Geburt Christi erzählt: “ Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde” ( πᾶσαν τὴν οἰκουμένην — Lk 2:1). Der Begriff “Ökumene” bedeutete weniger bewohnten als vielmehr Kulturraum der antiken Zivilisation. Andere Kulturen hatten ihre eigenen “Ökumenen”- und diese Vorstellung behielt über Jahrhunderte. Zum Beispiel, als im Jahre 1262 der bulgarische Herrscher Jakob Swetoslaw dem Metropoliten von der ganzen Rus Kyrill II. die Liste des Kirchengesetzbuches gesendet hatte, schrieb er: “Да ся словом твоим вселенная Руская просвѣтитъ”- “Lass die russische Ökumene mit Deinem Wort aufklären!”

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Als Kaiser Konstantin der Große 325 die Bischöfe aus allen Ecken seines Reiches nach Nicäa für das Besprechen der gesamtkirchlichen Probleme einberufen hat, bekam diese Versammlung den Namen vom “Ökumenischen Konzil”. So ist die Institution des Reichsniveaus, darauf sich in besonders wichtigen Fällen nach Aufruf der Kaiser die Bischöfe aus allen Ecken des großen römischen Staats versammelten- unter dem Vorsitz der prominentesten Erzbischöfe, die mit der Zeit “die Vorsteher der Väter”- die Patriarchen genannt wurden.

Besonders weite Verbreitung hat der Begriff “ökumenisch” im Sinne “gesamtstaatlich” in der Gesetzgebung von Justinian dem Großen erfahren. In seinen Gesetzen liest man immer die Wörter “ökumenisch, Ökumene” als die Anweisung auf das ganze Territorium des Reiches. Und in der 109. Novelle vom Jahre 541 gab der Kaiser die ausführliche Erklärung von den höhen kirchlichen Instituten- den Ökumenischen Konzilien und den Patriarchaten: “ Unsere Vorgänger bezeichneten sich als Ketzer, und Wir bezeichnen auch diejenigen als solche, die den verschiedenen heterodoxen Sekten angehören... sowie alle, die nicht mit der katholischen und apostolischen Kirche Gottes verbunden sind, in der die heiligsten Bischöfe, die Patriarchen der ganzen Erde, Italiens, Roms und dieser Königsstadt, von Alexandria, Antiochia und Jerusalem , zusammen mit allen heiligen Bischöfen, die ihrer Autorität unterliegen, den wahren Glauben und die kirchliche Tradition predigen” [3].

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So, vom Gesichtspunkt der Gesetzgebung vom Reich wird der orthodoxe Glaube einig von fünf “Patriarchen von Ökumene” und ihnen untergeordneten Bischöfen verkündigt- genau für die Bezeugung dieser Einigkeit werden die Ökumenischen Konzilien von den Kaisern einberufen. Die Ordnung der Verehrung von den Patriarchen wird von den Kanonen bestimmt ( 2. Ökum. 3; 4. Ökum. 28; Trul. 36) und in den Gesetzen des Römischen Reiches verankert (Codex Iustiniani, I.1.7, I.2.16; Novella Iustiniani 131 u.a.): Rom- Konstantinopel- Alexandria- Antiochien- Jerusalem. Es ist wichtig zu bemerken, dass diese Liste von fünf Stühlen von Patriarchen keinesfalls die Zahl von den autokephalen Landeskirchen ausschöpft: außerhalb ihres Rahmens gab es nicht nur die Orthodoxen Kirchen, die zu jener Zeit außerhalb vom Reich waren (Georgische, Aquileianische Kirchen), sondern auch die unabhängigen Kirchen innerhalb seiner Grenzen (Zypriotische, Karthagische, die Kirche von Justiniana der Ersten). Laut Justinian symbolisierte Pentarchie die Einheit der Orthodoxen Kirche, deren Garanten die Vorsteher der etabliertesten Bischofsstüle des Reiches waren.

Und, was am wichtigsten ist, alle fünf Patriarchen galten als “Ökumenisch”. 

Von fünf “Patriarchen von Ökumene” bis zu einem “Ökumenischen Patriarchen”

In den überlieferten Quellen wird der Begriff “ökumenisch” als Anhang zum Erzbischof erstmals in den Akten des sogenannten Räuberkonzils in Ephesus 449 erwähnt: Bischof Olympius von Ewaz verlieh in seiner Rede dem Vorsitzenden dieses skandalösen Pseudokonzils Dioskorus von Alexandria einen Titel, “ unseren heiligsten Vater und ökumenischen Erzbischof von der großen Stadt Alexandria” [4]. Nach zwei Jahren, während des Konzils von Chalcedon unterschrieben die Legate von Papst Leo dem Großen im Namen von “ unserem Herrn, dem seligsten apostolischen Vater von der ökumenischen Kirche, dem Bischof von Rom” [5].

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Trotzdem wird die Anspruchsformel “Ökumenischer Patriarch” nur in den Gesetzen von Justinian ( seit dem Jahre 530) auf die Erzbischöfe von Konstantinopel- dem Neuen Rom offiziell angewandt [6]. Diese Neuerung wurde nicht sogleich außerhalb von Byzanz bemerkt, und wenn sie bemerkt wurde, entfachte sie sofort die zornige Absage aufseiten des Römischen Stuhls. Papst Gregor I. hat im Wort “ökumenisch” die Ansprüche von Konstantinopel auf die Herrschaft in der Kirche entdeckt- er schrieb mit Bitterkeit darüber Eulogius von Alexandria [7].Worauf versicherten beide Eulogius und damaliger Patriarch von Konstantinopel dem Papst, dass es nicht mehr als der prächtige zeremonielle Titel ist. Und natürlich ist er, der Vorsteher von dem Apostolischen Stuhl der wahre Anführer der Christen von der ganzen Welt…

Die Einsicht, dass alle Stühle von Patriarchen ökumenisch sind, hat in Byzanz jahrhundertelang behalten. So, auf dem VII. Ökumenischen Konzil nannte der Vertreter des Patriarchen von Jerusalem Johannes die heiligsten Patriarchen “ die Hirten von Ökumene” [8]. Und Hl. Theophanes der Bekenner († 818) schreibt im Vorwort zu seiner berühmten “ Chronographie”, dass er die Jahre “der großen Erzbischöfe und ökumenischen Stühle nämlich der Stuhl von Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochien und Jerusalem bezeichnet, sowohl solche, die die Kirche orthodox gerettet haben, als auch solche, die in der Heterodoxie räuberisch beherrscht haben” [9].

Es ist kennzeichnend, dass im IX. Jahrhundert auf die Direktfrage nach der Bedeutung des Titels “ökumenisch”, die der päpstliche Botschafter Anastasius Bibliothecarius in Konstantinopel stellte, wurde er geantwortet, dass der Patriarch ökumenisch (oecumenicus, universalis) nicht genannt wird, als ob er der Bischof von der ganzen Welt wäre, sondern weil er über die Vorstehersherrschaft eines der Teile der von den Christen bewohnten Welt verfügt [10].

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Später unterstrichen die byzantinischen Rechtsgelehrter Theodoros Balsamon (das XI. Jh) und Matthaios Blastares (das XIV. Jh), dass unter fünf Patriarchen “die Bereiche von vier Klimas von Ökumene” verteilt wurde, abgesehen von den “kleinen Kirchen”, die sich keinem von Patriarchen fügen: Bulgarische, Zypriotische, Georgische Kirchen. Und niemand von den Patriarchen “ darf entweder Stauropegia nach dem Land senden, das sich anderem Patriarchen unterordnet, oder davon den Kleriker nehmen, damit die Rechte von den Kirchen nicht gebrochen werden” [11].

Trotz allem erschien in der Gesetzgebung des Reiches und in den byzantinischen Kirchengesetzbüchern der Gedanke an die besonderen, einzigartigen Vorrechte von Konstantinopel. Zum beispiel, lesen wir im Kirchengesetzbuch von XIV. Titeln in der Fassung vom Jahre 880 (Titel I, Kap. 5): “Über das Rang der Patriarchen…und darüber, dass Konstantinopel das Oberhaupt aller Kirchen ist, lies das 1. Buch von Kodex, Titel 1, Abschnitt 7; Titel 2, Abschnitte 6, 20 und 24; auch der 1. Titel von Novellen, Abschnitt 2, und Titel 2, Abschnitt 3. Und der 16. Abschnitt des 2. Titels des 1. Buches [von Kodex] sagt, dass Konstantinopel den Vorsitz über allen Kirchen hat” [12]. Das Ähnliche sagt “Eisagoge” von Kaiser Basileios I. (886), wo es gesagt wird: “ Der Stuhl von Konstantinopel, der mit dem Reich verschönt wird, wird von den konziliaren Entscheidungen als erste erklärt; in Anlehnung an sie, schreiben die göttlichen Gesetze vor auch die Rechtsstreitigkeiten, die auf anderen Stühlen passieren, zu seiner Verhandlung und seinem Urteil überzugeben” [13]. Charakteristischerweise, dass keiner der im Kirchengesetzbuch aufgezählten Texte über Konstantinopel als “ Oberhaupt von allen Kirchen” sagt und keiner der Gesetze die universelle Gerichtsbarkeit des Stuhls von Konstantinopel bestimmt. Aber wenn wir über das territorium vom Reich selbst sagen, sind in diesem Fall die Behauptungen vom Kirchengesetzbuch und “Eisagoge” berechtigt. 

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Es geht darum, dass zum IX. Jahrhundert hat Byzanz alle ihren Besitztümer im Osten und Westen verloren, und ihre Grenzen haben tatsächlich mit dem Bereich der kanonischen Gerichtsbarkeit des Patriarchats von Konstantinopel zusammengefallen sind. Denn der Wirkungsbereich der Gesetzbücher wird definitionsgemäß vom Territorium des Reiches begrenzt, werden auch die dort bestimmten Vorrechte von Konstantinopel mit demselben Territorium begrenzt. Diesem entspricht sein Titel “Ökumenisch” sehr gut- wo unter “Ökumene” versteht man in gewohnter Weise das Römische (Byzantinische) Reich. 

Vom “Millet-Baschi” bis zum “Führer der globalen Orthodoxie”

1453 ist das Byzantinische Reich gefallen. Konstantinopel ist zur Hauptstadt vom islamischen Staat- dem Osmanischen Reich geworden. Alle orthodoxen Patriarchen vereinigten sich wieder in einem Staat, sondern aus anderen rechtlichen Gründen. Da das Recht von Scharia Christen und Juden nicht betraf, wurden sie in selbstständige ethno-religiöse Vereine- Millets- abgeteilt, an deren Spitze ihre geistigen Führer standen. Zu einem solcher “Millet-Baschi” ist auch der von den Türken aus Hagia Sophia ins Viertel Fener umgesiedelte Patriarch von Konstantinopel geworden. Laut den türkischen Gesetzen bekam er die Rechte von Gerichtsbarkeit über alle orthodoxen Christen, die unter der Herrschaft von Hohen Pforte lebten. Ihren neuen Zustand ausübend, fingen die Patriarchen von Fener an sich aktiv in die Angelegenheiten von anderen Landeskirchen einzumischen, aber sie stießen auf feste kanonische Position von ihren Vorstehern. Kurz und eindeutig hat die Meletios Pegas, der Patriarch von Alexandria im Brief vom Jahre 1592 Jeremias II. von Konstantinopel geäußert: “Patriarchenstühle unterordnen sich einander nicht” [14].

Der Brief wurde in Zusammenhang mit den Versuchen von Jeremias geschrieben sich als Führer der globalen Orthodoxie im Dialog mit den Protestanten zu erklären, die zu jener Zeit aktiv nach den Verbündeten in ihrem heftigen Kampf gegen Papsttum suchten. “Die Ökumenische Kirche ist die Heimat der Kirchen und führt in der Verwaltung… Sie hat die Rangordnung in Orthodoxie bekommen und wird an die Spitze gestellt”- versicherte Jeremias II. den Theologen aus Tübingen im Jahre 1576 [15].

Die Unterstützung der muslimischen Behörden genießend und die orthodoxen Kanons verletzend, versuchten die Vertreter von Fener den Titel “Ökumenischer Patriarch” mit dem wirklichen Inhalt auszufüllen, als sie Konstantinopel für den Führer der ganzen orthodoxen Welt ausgaben. Im November 1872 berichtete der russische Botschafter bei der Hohen Pforte Graf N.P. Ignatjew ins Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, als er die Situation über das Patriarchat von Jerusalem kommentierte: “ Das Streben den Patriarchenstuhl von Konstantinopel unter alle anderen hoch zu bringen, ihm Primat wie dem päpstlichen Stuhl in der westlichen Welt zu geben und das Eigentum von den anderen Kirchen als seinen Besitz anzusehen zeichnet sich immer mehr in der Partei von den Griechen von Fener ab. Diese Partei hoffen darauf, dass wenn sie zum Herrn der orthodoxen Welt werden, sie das Reichtum zugunsten von den Laien von Fener, die die Ökumenische Patriarchie herrschen, nehmen können” [16].

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Dabei ist es charakteristischerweise, dass die Versuche des Römischen Papstes seinen Primat über die anderen Kirchen zu begründen die Patriarchen von Konstantinopel grundsätzlich und eindeutig verwarfen. Im Synodalen und Patriarchenbrief 1895 wurde es eindeutig gesagt: “ Jede einzelne autokephale Kirche im Osten und Westen war ganz unabhängig und autonom zur Zeit von sieben Ökumenischen Konzilen. Sowohl die Bischöfe der autokephalen Kirche von Osten als auch die Bischöfe von Afrika, Spanien, Gallien, Deutschland und Britannien leiteten ihre Kirchen durch ihre eigenen Landeskonzile; der römische Bischof, der sich selbst den Entscheidungen des Konzils unterordnen sollte, hatte kein Recht sich darin einzumischen. Wenn wichtige Fragen entstanden, die die Entscheidung der ganzen Kirche verlangten, wurde das ökumenische Konzil einberufen, das immer die oberste Macht in der Kirche war und sein wird. So ist die alte kirchliche Ordnung” [17].

Die Eroberung von dem Osmanischen Reich hat in der griechischen Welt die Täuschung der baldigen Durchführung “der Großen Idee”- des Wiedererstehens von Byzanz - mit Hilfe von der siegreichen Entente hervorgebracht. Vor diesem Hintergrund wurde im Innersten von Fener die Idee geboren: das Ökumenische Patriarchat ins globale zwischenkirchliche Zentrum zu verwandeln. Am 11. Februar ( am 29. Januar alter Zeitrechnung) 1920 richtete sich der Synod von Konstantinopel mit dem Statthalter des seit Herbst 1918 leer stehenden Patriarchenthrons an “die Kirchen Christi, der überall ist” mit dem Vorschlag nach Art von Völkerbund einen christlichen Bund ( Κοινωνία auf Griechisch- das Wort, das nicht nur “Bund, Gesellschaft”, sondern auch “ Gemeinschaft, Kommunion” bedeutet, was dem einen eigenartigen Anstrich verleihte), “für die Vorbereitung und leichtere Durchführung mit Gotteshilfe der gesegneten Vereinigung” von den Christen aller Konfessionen zu begründen [18]. Das ehrgeizige Projekt wurde von vielen orthodoxen Hierarchen beifällig aufgenommen und dafür interessierte sich der lutherische Erzbischof Nathan Söderblom, einer der Begründer der ekumenischen Bewegung. Es gab die Verhandlungen über die Vorbereitung des christlichen gemeinsamen “Ökumenischen Konzils” im Jahre 1925, am Jahrestag des Konzils von Nicäa.

Trotzdem Politik hat den Träumen den Riegel vorgeschoben. Der griechisch- türkische Krieg endete sich mit der Ausweisung der Truppen von Entente aus Konstantinopel und Deportation der griechischen Bevölkerung vom Territorium von der Türkei, die von Kemal Atatürk wiederbelebt wurde. Auf der Lausanner Konferenz 1923 bestanden die Kemalisten auch auf der Ausweisung des “griechischen” Patriarchats. Dann sollte man den Titel “Ökumenisch” in ganz verschiedenen Zielen verwenden: die griechische Delegation mit E. Venizelos an der Spitze sagte, dass “ das Ökumenische Patriarchat unter allen orthodoxen Kirchen primär ist… In den Fragen von Glauben, christlicher Moral und kirchlichem Recht haben Ansichten und Autorität des Ökumenischen Patriarchats die entscheidende Bedeutung” [19]. Unter dem Zwang von Franzosen und Briten lenkten die Türken ein, und dem Patriarchen mit den Feneren wurde es erlaubt in Istanbul zu bleiben- unter Bedingungen der ganzen Absage von der Politik. Aber man sollte über das “Ökumenische Konzil” vergessen.

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Für das letzte Jahrhundert wurde die Position des Ökumenischen Patriarchen ind er Türkei kaum gefestigt. Im Gegenteil, hat sich die griechische Bevölkerung von Fener heftig verringert, und jetzt hat der Ökumenische Patriarch fast keine Gläubigen auf jenem kanonischen Territorium, das vor 1570 Jahre das Konzil von Chalcedon konstantinopel untergeordnet hat. Die Mehrheit seiner Gläubigen ist jetzt aus dem Territorium der USA und Westeuropas. Solche Position braucht Begründung. Und in den Werken von den Rechtsgelehrtern von Konstantinopel wurde zuerst zaghaft und dann immer mehr aufrecht die Idee geäußert, dass dem Erzbischof, der mit dem Titel “Ökumenisch” verschönt, es sich auch die “ökumenische” Gerichtsbarkeit gehört. Für die Begründung dieser These werden jegliche Episoden aus dem Vergangenheit, die alten Präzedenzfälle werden aus dem Zusammenhang gerissen, die schon lange erklärten kirchlichen Kanons werden falsch aufgefasst. Aber besonders aktiv wird der alte Titel ausgenutzt.

Im Jahre 2008 sagte Patriarch Bartholomäus, als er den Assemblee des Europäischen Parlaments ansprach: “ Als rein geistige Institution umfasst unser Ökumenisches Patriarchat den globalen apostolischen Dienst mit dem Wunsch das Bewusstsein der Familie des Menschenvolkes zu erheben und zu erweitern- das Verständnis dafür zu geben, dass wir alle in einem Haus leben. In dem grundsätzlichen Sinn ist es die Bedeutung des Wortes “ökumenisch”, weil “Ökumene” der von dem Menschen bewohnte irdische Raum ist, wo alle Völker, Volksstämme und Sprachen leben”.

Für das englischsprachige Publikum hat das Wort ecumenical - “ökumenisch”, das zum Patriarchentitel von Bartholomäus gehört, eine spezifische Konnotation, die mit der berühmten protestantischen Bewegung für die christliche Einheit verbinden wird. Und wenn in dem russischen kirchlichen Wortschatz die Begriffe “ökumenisch” und “ekumenisch” wie Antipoden klingeln, ist das auf Englisch und Neugriechisch das gleiche Wort. Und in den Texten, die aus der Feder der heutigen Apologeten “der neuen Ekklesiologie” stammen, ist es immer schwieriger zwischen diesen Bedeutungen die Grenze zu ziehen. Der alte Begriff von Justinian I., der die besondere Rolle von fünf Ökumenischen Patriarchen des Reiches wie Pfeiler und Garantiegeber der Orthodoxie hat sich irgendwie unbemerkt in den “Ekumenischen Patriarchen” verwandelt, der die Ansprüche auf den Status “des Führers der orthodoxen Welt” [20] mit den Ansprüchen auf die Rolle des “oberkonfessionellen” Führers des ganzen Christentums vereint. Es ist nicht zufällig, dass die vor kurzem geäußerte Initiative von Patriarchen Bartholomäus über das Treffen der kirchlichen Führer im Jahre 2025- am nächstfälligen Jahrestag des Ersten Ökumenischen Konzils- schlägt vor dort «more determined ecumenical course» zu erarbeiten. [21].

Notizen

1. In den russischen und englischen Versionen von “Wikipedia”- etwa 5,3 Millionen, in der griechischen Version- etwa 6,6 Millionen.

2. 300 Millionen, laut dem russischen Wikipedia ( unter bezugnahme auf: Juergensmeyer M., Roof W. C. (ed.). Encyclopedia of Global Religion. Los Angeles: SAGE Publications, 2012. Vol. 1. P. 319); die griechische Version nennt die Zahl von 200 bis zu 260 Millionen, die englische Version- 220 Millionen.

3. Corpus Iuris Civilis. T. III: Novellae. Berlin, 1963 (8 ed.). P. 518.

4. Acta Conciliorum Oecumenicorum. T. II.3.1. Berlin; Leipzig, 1935. P. 187; Geschichte der Ökumenischen Konzilen. B.3. Kazan, 1908. S. 168.

5. Acta Conciliorum Oecumenicorum. T. II.1.2. Berlin; Leipzig, 1933. P. 141; T. II.3.2. 1936. P. 415–416; Geschichte der Ökumenischen Konzilen. B.4. Kazan, 1908. S. 56.

6. См.: Codex Iustiniani, I.2.24; I.1.7.

7. Epistula 9, cap. 12.

8. Acta Conciliorum Oecumenicorum. Series 2. T. III.1. Berlin; New York, 2008. P.188–189; Geschichte der Ökumenischen Konzilen. B.7. Kazan,, 1909. S. 80.

9. Theophanis Chronographia / Ed. C. De Boor. Leipzig, 1883. Vol. 1. P. 3.

10. Acta Conciliorum Oecumenicorum. Series 2. T. III.1. Berlin; New York, 2008. P.1–2; Geschichte der Ökumenischen Konzilen. B.7. Kazan,, 1909. S. 26.

11. Σύνταγμα τῶν θείων καὶ ἱερῶν κανόνων. Ἀθῆναι, 1992. Τ. 6. Σ. 257–258.

12. Juris Ecclesiastici Graecorum historia et monumenta / Ed. I. B. Pitra. Romae, 1868. T. II. P. 462–463; Narbelow W. Fotius Kirchengesetzbuch mit den Erläuterungen von Walsamon. Kazan, 1899. T. 2. S. 56–58.

13. Collectio librorum juris Greco-Romani ineditorum / Ed. C. E. Zachariae von Lingenthal. Lipsiae, 1852. P. 66–68.

14. Μεθόδιος (Φούγιας), μητρ. Ἐπιστολαί Μελετίου Πηγᾶ, Πάπα καὶ Πατριάρχου Ἀλεξανδρείας (1590–1601). Αθῆναι, 1976. Σ. 19, 21.

15. Καρμίρης Ι. Τὰ δογματικὰ καὶ συμβολικὰ μνημεῖα τῆς Ὀρθοδόξου Καθολικῆς Ἐκκλησίας. Τ. 1. Ἀθῆναι, 1960. Σ. 476.

16. Kapterew N.F. Beziehungen der Patriarchen von Jerusalem mit der russischen Regierung. St. Petersburg, 1898. T. 2. S. 804.

17. https://azbyka.ru/otechnik/bogoslovie/okruzhnoe-patriarshee-i-sinodalnoe-poslanie-konstantinopolskoj...

18. Καρμίρης Ι. Τὰ δογματικὰ καὶ συμβολικὰ μνημεῖα… Τ. Βʹ. Ἀθῆναι, 1953. Σ. 957–960.

19. Lausanne Conference on Near Eastern Affairs (1922–1923). Records of Proceedings and Draft Terms of Peace. London, 1923. P. 324, 335.

20. Gerade so, «leader of the Orthodox world», nannte Bartholomäus Us-Außenminister Michael Pompeo in seinem Twitter im November 2020 — URL: https://www.ekathimerini.com/news/259272/pompeo-hails-patriarch-as-key-partner/

21. Church Times, 19 February 2021. URL: https://www.churchtimes.co.uk/articles/2021/19-february/news/world/after-1700-years-let-s-talk-again....


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Pawel Kusenkow
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