Osterbotschaft des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus' KIRILL
Osterbotschaft
des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus' KIRILL an die Oberhirten, Hirten, Diakone, Mönche, Nonnen und alle gläubigen Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche
Im Herrn geliebte Hochgeweihte Oberhirten,
hochwürdige Priester und Diakone, gottliebende Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!
Am heutigen Fest der Feste und in der Feier der Feiern, die dem Wort des hl. Gregor von Nazianz nach, alle Feiern – nicht nur die menschlichen und die irdischen, sondern sogar die des Christus und für Christus begangenen - so übersteigt wie die Sonne die Sterne (45. Osterhomilie), richte ich an euch mit großer Freude den alten und ewig neuen Gruß, der allen vertraut ist und zugleich unverändert unsere Herzen beflügelt:
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!
Diese zwei lebensbejahenden Worte enthalten so viel Kraft, dass die Gesichter der Menschen von geistlicher Freude strahlen und die uns umgebende Wirklichkeit buchstäblich umgestaltet wird: der Himmel, die Erde und sogar die Hölle werden mit dem Licht erfüllt, die sichtbare und die unsichtbare Welt feiern, da Christus – der ewige Jubel - auferstanden ist (Der Festkanon).
Die Auferstehung des Heilands ist nicht einfach ein historisches Ereignis, von dem wir aus den heiligen Texten erfahren. Das ist der Grundstein des Glaubens und, dem Wort des hl. Philaret von Moskau nach, die ewige Neuigkeit, die Quelle des Nachdenkens, des Erstaunens, der Dankbarkeit und der Hoffnung (Das Osterwort).
Durch die Menschwerdung, das Leiden und durch die Auferstehung am dritten Tag erneuert der Heiland die menschliche Natur, erlöst uns von der Macht der Sünde und des Todes, öffnet den Menschen die Pforte des Himmelreiches und weist uns den Weg zur Einheit mit dem Schöpfer. Gerade in Christus, in dem Gott die Welt mit sich versöhnt hat (2 Коr 5, 19), haben wir alle die Möglichkeit, Sohnschaft und Rechtfertigung zu erlangen, das ewige Leben zu erwerben, denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen, außer dem Namen Jesu Christi, den Gott von den Toten auferweckt hat (Apg 4, 10, 12).
Die Erweckung des Erlösers aus dem Grab wandelt den Tod in Unsterblichkeit, Trauer in Freude, Resignation in Hoffnung. Am Kreuz und in der Auferstehung erschließt sich uns der Gott der unendlichen Güte und der vollkommenen Liebe.
Die Besinnung auf diese große, sieghafte Liebe Gottes ermuntert uns zur Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer und gibt uns Kraft, um die schwierigsten Seelenzustände und kompliziertesten Situationen zu überwinden, erhebt uns über das Gehetze des Alltags, hilft uns, frühere Fehler zu beseitigen, zerstört Trübsal, die uns daran hindert, in der Fülle zu leben und uns geistlich zu entwickeln.
Nicht selten geben die Menschen den hinterlistigen Gedanken nach, dass das Übel herrscht und triumphiert und das Gute sich als unbemerkt und schwach erweist. Unsere Vernunft bezweifelt die Kraft der Erlösung durch Christus, wenn sie in ihrer Umgebung den Tod der Nächsten sieht, von der ewigen Pein für die Sünder aus den Seiten des Evangeliums vernimmt und die Welt, die unter der Macht des Bösen steht (1 Joh 5, 19), beobachtet. Aber die Kirche Gottes bezeugt jahrtausendelang überzeugend, dass der Heiland die Sünde besiegte, den Tod vernichtete und die Hölle entleerte (hl. Johannes Chrysostomos, kathechetische Osterpredigt). Christus bewältigte die Unvermeidlichkeit des Todes und die Allgemeinheit des Übels und wir schauen ihre Niederlage mit den Augen des Glaubens bereits aus dem Leben des künftigen Zeitalters, aus der Osterhöhe.
Die Erweckung des Herrn aus dem Grab erinnert uns nicht nur an das wichtigste Ereignis des Vergangenen, sondern bezeugt auch die kommende allgemeine Auferstehung, denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen (1 Thes 4, 14). Für uns ist es ja notwendig, dass wir uns dem Sieg Christi anschließen und Ihm bis zum Ende treu bleiben, indem wir die Gebote des Herrn einhalten, die Werke der Liebe und der Caritas vollbringen, am Leben der Kirche durch die Mysterien teilnehmen, uns an die Worte der Heiligen Schrift erinnern: was ihr braucht, ist Ausdauer, damit ihr den Willen Gottes erfüllt und die Verheißung erlangt (Heb 10, 36).
Und deshalb, geliebte Geschwister, dem Wort des Apostels nach, werft also eure Zuversicht nicht weg - sie hat großen Lohn! (Heb 10, 35). Und möge das Fest der Auferstehung Christi uns beständig an diese untrügerischen Göttlichen Verheißungen erinnern, die uns Hoffnung und Kräfte in schwierigsten Umständen geben. Möge diese Feier uns alle begeistern, im Glauben und in der Liebe zu leben, weil wir wissen, dass weder der Tod noch die Leiden noch das Übel fähig sind, uns zu überwältigen, wenn wir mit und in Christus verbleiben, der die Sünde, den Tod und jede Unwahrheit besiegte.
Lasst uns das Pascha des Herrn in der Reinheit des Lebens, in der Tugendhaftigkeit, in guten Werken feiern (hl. Athanasius der Große. 10. Osterbotschaft), damit wir uns in den neuen Menschen in Christus verwandeln und dem lebendigen und wahren Gott dienen und Seinen Sohn vom Himmel her erwarten, Den Er von den Toten auferweckt hat, Jesus, Der uns dem kommenden Zorn entreißt (1 Thes 9,10). Amen!
PATRIARCH VON MOSKAU UND DER GANZEN RUS’
Pascha Christi
Moskau
2024
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