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Das Oberhaupt der Malarkana Kirche von Indien…

Das Oberhaupt der Malarkana Kirche von Indien: wir unterstützen die Russische Kirche im Kleinen wie im Großen

Die Malankara Orthodox- Syrische Kirche von Indien ist eine der ältesten christlichen Kirchen der Welt, die von dem Jünger Christi Apostel Thomas selbst im Jahre 52 gegründet wurde. Ihr Vorsteher Katholikos Baselios Mar Thoma Mattheus III. hat kürzlich Moskau und St. Petersburg besucht. Während des Besuchs hat er RIA Nachrichten das Exklusivinterview gegeben, in dem er über die Eindrücke von Russland und den Ereignissen in der Ukraine, über das Leben der Orthodoxen in Indien und die Perspektiven der Entwicklung der Kommunikation mit der Russischen Orthodoxen Kirche erzählte.

-  Eure Heiligkeit, bis 2023 sind Sie in Russland gewesen, wann?

- Ich war zum letzten Mal in Russland 1977-1979. Ich studierte an der geistlichen Akademie in Leningrad und besuchte Moskau. 44 Jahre später habe ich wieder die Möglichkeit, Moskau und St. Petersburg zu besuchen. Und ich habe viele Neuerungen gesehen.

- Ihrer Meinung nach, wie hat sich das Leben der Russischen Orthodoxen Kirche in der Zwischenzeit geändert?

- Die heutige Regierung des Landes hat den Orthodoxen mehr Freiheit gegeben, ihre Religion zu bekennen. Ich glaube, die Leute freuen sich sehr auf solche Möglichkeit.

- Wie sehen Sie die Position der Russischen Kirche in der Welt jetzt, besonders jetzt, vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Ukraine?

- Die Kirche strebt nach der friedensschaffenden Tätigkeit. Jeder orthodoxe Gläubige strebt nach Frieden. Wie den Frieden herzustellen ist eine Frage. Einerseits- das Streben nach Frieden, andererseits- wir sehen, was in der Ukraine passiert, wenn Tausende der Gläubigen dort verfolgt werden. Wir müssen nach den Wegen der Schlichtung dieses Konflikts suchen.

- Was für ein Verhältnis hat die Malarkana Kirche zu der Russischen Kirche und was ist der Wert unserer Beziehungen?

- Die Beziehungen zwischen unseren Kirchen haben sich in 1950-1960 Jahren herausgebildet, sie dauern schon mehr als 70 Jahre. Die ersten Kontakte wurden auf der Konferenz der Versammlung des Weltkirchenrats in Deli geknüpft: unter den Vertretern der Russischen Kirche war dort der Metropolit von Leningrad und Ladoga Nikodim (Rotow). Danach wurden die Beziehungen aktiv: es gab gegenseitige Besuche der Vertreter und Vorsteher der Kirchen. Jetzt ist unsere Freundschaft eng wie noch nie: wir halten die Russische Orthodoxe Kirche für die schwesterliche Kirche. Wir schätzen diese Freundschaft. Die Malarkana Kirche beweist viel Aufmerksamkeit bei den Erfolgen der Russischen Kirche und fühlt mit, wenn sie sich in schwierigen Bedingungen befindet oder wenn sie kritisiert wird. Wir unterstützen die Russische Kirche im Kleinen wie im Großen.

- Helfen die Kontakte zwischen zwei Kirchen, die monastische Tradition zu entwickeln?

- Wir wissen die reiche monastische Tradition der Russischen Orthodoxen Kirche. Während meines zweijährigen Studiums in Leningrad hatte ich eine Möglichkeit, die Klöster zu besuchen, darunter in der Ukraine, in Weißrussland, Georgien. Ich glaube, dass die Klöster der Kern des Lebens der russischen Orthodoxie sind. Die Russische Orthodoxe Kirche kommt durch ihr Gebete und Tätigkeit in der Gesellschaft voran.

In Indien hat die Malarkana Kirche auch Klöster, sowohl Mönchs- als auch Nonnenklöster, aber es gibt nicht so viele wie in Russland, weil wir eine kleine Kirche im Vergleich mit der Russischen Kirche sind. Ich glaube, in der Zukunft können wir an den Erfahrungsaustausch denken: die russischen Mönche können unsere Klöster in Indien besuchen, dort eine Weile leben und umgekehrt. Die Freundschaft zwischen unseren Kirchen kann fruchtbar auch für das monastische Leben sein.

- Welche Begrenzungen erlauben unseren Geistlichen zu beten und die Gottesdienste zusammen zu halten?

- Es gibt viele Anknüpfungspunkte, wo wir einig sein können, viele Fragen, in denen sich unsere Meinungen decken. Trotzdem gibt es auch bestimmte Begrenzungen für die Gebetsgemeinschaft. Sie sind mehr mit nicht zulänglicher Erklärung und fehlendem Verständnis der bestimmten Punkte in kanonischen und theologischen Fragen verbunden. Mit anderen Worten, ist es mehr das Problem der Sprachbarriere, wenn die Leute die gleichen theologischen Fragen verschieden erklären.

In den 50er Jahren des XX. Jahrhunderts wurde das Rundgespräch in Indien veranstaltet, als die Theologen der Russischen Kirche und der Malarkana Kirche die Frage der möglichen eucharistischen Einheit ( die eucharistische Einheit ist die Möglichkeit, zusammen den Gottesdienst zu halten und das Abendmahl zu empfangen- A.d.R.). Die Theologen sagten damals, dass nachdem sie Theologie,Triadologie und Christologie der Malarkana Kirche studiert hatten, fanden sie keine Irrlehren. Aber diese Frage wurde mit viel Bürokratie wegen politischen und anderen Gründen verbunden. Ich hoffe, dass wir in der näheren Zukunft diese Frage lösen können und wir die Gemeinschaft wiederherstellen werden, zusammen beten und die Gottesdienste halten können.

- Sie haben erwähnt, dass es viele Anknüpfungspunkte für die Russische und die Malarkana Kirche gibt. Welche?

- Wie haben viel Gemeinsames, was den Gottesdienst angeht. Es gibt einige Unterschiede im Gebet, Gewändern, Chorälen. Trotzdem verstehen wir gleich die Eucharistie, die Lehre über Blut und Leib Christi. Die Theologie über den Gottesdienst und die Eucharistie ist wie in der Russischen Kirche.

- Gibt es eine Gemeinde der Malarkana Kirche in Russland und eine Gemeinde der Russischen Kirche in Indien? Wenn keine, haben Sie Pläne, solche Gemeinden zu bauen?

- Viele Studenten aus Indien studieren an säkularen Universitäten in Moskau und St. Petersburg. Als Kirchgänger sind sie leider nicht organisiert. Es ist gut, dass sie die Kathedralen der Russischen Kirche besuchen und sich mit der gottesdienstlichen Tradition berühren können. Durch die Gemeinde könnte die gottesdienstliche Tradition der Malarkana Kirche bewahrt und den Gläubigen weitergegeben werden, die in Russland leben. Aber man muss daran denken, wie sinnvoll es ist, die Gemeinde in Russland zu organisieren. Und diese Frage können wir nur mit dem Segen des Heiligsten Patriarchen von Moskau und ganz Russland Kyrill lösen.

Gleichzeitig gibt es in Indien einige Gemeinden der Russischen Orthodoxen Kirche. Wir freuen uns darauf, wir stehen mit ihnen in Kontakt und arbeiten zusammen.

- Wie viele Gläubige zählen sich zur Malarkana Kirche in Indien und anderen Ländern der Welt?

- Die Malarkana Kirche zählt jetzt 2,5 Millionen Gläubige weltweit. Die Zahl der Gläubigen steigt nicht so schnell. Gleichzeitig gibt es Leute, die versuchen, sich der Malarkana Orthodoxe Kirche anzuschließen. Wir haben Leute aus Englisch- und Spaniensprachigen Ländern einschließlich in Europa und Lateinamerika. Historisch gab es eine Gemeinde in Großbritannien, vor kurzem haben wir eine Gemeinde in Paris organisiert. Wir hoffen auf das Weiterwachsen der Zahl der Gemeinden. Wir haben einige neue Gemeinden in Asien, zum Beispiel in Sri-Lanka, Malaysia und Singapur.

Trotzdem ist das herkömmliche Territorium unserer Kirche Indien und zwar der Staat Kerala, wo Apostel Thomas sie einmal gegründet hat.

- Was sind die Beziehungen zwischen der Malarkana Kirche und der Regierung in Indien?

- Wir haben keine Probleme mit der Regierung von Indien. Die Regierung von Ministerpräsidenten Narenda Modi steht unserer Kirche wohlwollend gegenüber und sogar schützt unsere Gläubigen in gewisser Weise. Wir haben die Zusammenarbeit mit der Regierung auf dem Niveau vom Staat Kerala ( südwestliche Küste Indiens - A.d.R.) geknüpft. Unsere Kirche wird vom Staat als die traditionelle Konfession von Indien anerkannt, das bedeutet, dass das Gesetz uns den Schutz gewährt. Indien ist unser Heim und wir fühlen das.

- Arbeitet die Malarkana Kirche mit den Vertretern anderer Religionen in Indien zusammen?

- Was die Vertreter anderer Religionen betrifft, haben wir brüderliches Zusammenleben, sie achten auf uns, wir achten auf sie. Nachdem ich zum Vorsteher der Malarkana Kirche geworden war, versuchte ich, die Vertreter aller anderen Religionen von Indien zu besuchen. Wir beschäftigen uns mit gemeinsamen Wohltätigkeitsprojekten, sie sind nicht nur auf die Gläubigen der bestimmten Konfession, sondern auf alle Leute unabhängig von ihrem Glauben oder sozialen Status gerichtet. Wir leisten medizinische Hilfe, helfen die Arbeit finden, ein Heim finden, den begabten Jugendlichen die Bildung bekommen, abgesehen davon, dass sie kein Geld haben. Das heißt, dass unsere soziale Tätigkeit mit der Regierung und den Vertretern anderer Religionen reibungslos ist.

 Sprach Artem Budennjy

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