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Die Rede des Heiligsten Patriarchen Kyrill auf&nbs…

Die Rede des Heiligsten Patriarchen Kyrill auf dem II. Gipfeltreffen Russland-Afrika

Am 27. Juli 2023 fand in Sankt Petersburg die Plenarsitzung des Wirtschaftlichen und humanitären Forums Russland-Afrika im Rahmen vom Zweiten Gipfeltreffen Russland- Afrika statt. Der Heiligste Patriarch von Moskau und ganz Russland Kyrill hielt auf dem Forum einen Vortrag, der den aktuellen Fragen der russisch- afrikanischen Beziehungen und der Mission der Russischen Orthodoxen Kirche auf dem Afrikanischen Kontinent gewidmet war.

Eure Exzellenz, sehr geehrte Wladimir Wladimirowitsch- der Präsident der Russischen Föderation!

Eure Exzellenz, geehrte Azali Assumani- der Präsident des Verbandes von Komoren!

Hochgeehrte Oberhäupter und Vertreter der Länder Afrikas!

Ich begrüße euch alle herzlich. Ich danke euch für die Einladung, auf so angesehenem Treffen aufzutreten, das der Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Russland und den Staaten des afrikanischen Kontinents gewidmet wird. Das heutige Forum ist wirklich ein beeindruckendes Ereignis im internationalen Leben, das die wichtige politische, wirtschaftliche und geistig-kulturelle Bedeutung hat. 

Abgesehen von der geographischen Entfernung haben die Völker von unseren Ländern gute Beziehungen. Das Geheimnis solcher Freundschaft ist ganz leicht. Russland hat nie der afrikanische Kontinent als Raum für Profit oder als Objekt für Kolonisation betrachtet, nie mit den Völkern Afrikas in hochmütigem Tonfall gesprochen, aus der Sicht von Überlegenheit und Macht. In schwierigen historischen Momenten bemühten wir uns immer, Solidarität zu üben und gegenseitige Hilfe zu leisten. In der schwierigen und verantwortungsvollen Zeit des Kampfes für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Länder Afrikas versuchte Russland diese Völker aktiv zu unterstützen und dann bemühte sich zusammen mit ihnen, das friedliche Leben zu erbauen, viele Infrastrukturprojekte zu entwickeln. Es ist wunderschön, dass diese Zusammenarbeit auch heute weitergeht. 

Gute Gefühle, die uns verbinden, haben dem Lauf der Zeit standgehalten. Ihre feste Grundlage ist auch das gemeinsame Verständnis der Grundlagen des menschlichen Lebens und die tiefe Anhänglichkeit an die unvergänglichen moralischen Werte. Die Treue der Tradition, die Auffassung von der Familie als Bund von Mann und Frau, Liebe und Achtung auf unsere Geschichte, das Streben nach Gutem und Gerechtigkeit- all diese zivilisatorischen Prinzipien sind von der großen Bedeutung sowohl für den russischen Menschen, als auch für die Bürger Afrikas, die auch ihre geistige und kulturelle Eigenständigkeit schätzen. Für uns sind diese Prinzipien so wichtig, dass wir bereit sind, sie zu schützen und verfechten. 

Wir müssen sie manchmal in sehr schwierigen Umständen verfechten. In den letzten zehn Jahren ist die Welt kaum zu erkennen. Und ich spreche jetzt nicht über politische Karte, wirtschaftliche Prozesse und technischen Fortschritt, sondern über dieses gefährliche geistig-moralische Klima, das sich mit den Anstrengungen von vielen westlichen Ländern aktiv und sogar aggressiv entwickelt. Moralische Relativität, Verbrauchskult; Freiheit, die falsch als uneingeschränkte Macht verstanden wird; die Vernichtung des Instituts der traditionellen Familie- all das ist nur eine unvollständige Liste der Unglücke, die das von bestimmten Kräften im Westen einpflanzende Wertsystem oder, besser zu sagen Antiwertsystem verursacht, denn die Anerkennung von diesen Werten führt die Menschheit unvermeidlich zum tiefen kulturellen und geistigen Verfall.

Gott sei Dank, dass man nicht nur in Russland, wo die Gesetze verabschiedet, die berufen sind, die Gesellschaft gegen die Propaganda von fremder Kultur und moralisch gesundheitswidrigen Erscheinungen abzuriegeln, sondern auch in den Ländern Afrikas. Ich weiß, dass abgesehen vom großen Druck die absolute Mehrheit der afrikanischen Länder die Legalisierung der eingeschlechtlichen Ehen, Euthanasie und anderen sündhaften Taten auf der gesetzgebenden Ebene zurückweisen. All das bringt unsere Positionen nahe. Wir gehen von den gleichen grundlegenden Prinzipien aus, deshalb freuen wir uns immer darauf, wenn wir die Gleichgesinnten treffen. 

Es ist wunderbar, dass die Rolle Afrikas in den internationalen Beziehungen stärker wird. Als eindrucksvolles Beispiel dienen die friedensstiftenden Initiativen der afrikanischen Länder, ihre aktive Teilnahme an der Lösung von kontinentalen und globalen Problemen. Ich bin mir sicher, dass Russland und Afrika zusammen der Welt ein konstruktives Muster der ehrlichen und gerechten Beziehungen zwischen den Völkern vorschlagen können. 

Leider sind heute nicht alle auf der Weltarena bereit, den gleichberechtigten Dialog zu führen. Die Reihe von westlichen Staaten „verfolgt“ noch ihre Kolonisationsvergangenheit, und sie setzen fort, auf diese Weise zu denken und sich zu benehmen. 

Ich hoffe, dass die Entwicklung der guten Beziehungen zwischen Russland und Afrika zur weiteren Bestärkung der traditionellen moralischen Werte in der Welt beibringt. 

Noch ein verbrecherisches Mittel in der modernen Politik sind die Versuche der Anstachelung zum interreligiösen Zwist. Mit Kummer betone ich, dass diese Erscheinungen auf dem afrikanischen Kontinent besonders verbreitet sind. Leider werden die Christen am meisten verfolgt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und als der Vorsteher der Russischen Orthodoxen Kirche mit Schmerz in meinem Herzen alle auffordern, die die Möglichkeit und wirkliche Macht haben, diese tragische Situation zu beeinflussen, alles Mögliche dafür zu machen, die verfolgenden Christen Afrikas zu schützen. 

Die traurige Erfahrung der letzten Jahrzehnte und die Geschichte von vielen regionalen Konflikten zeugen davon, dass hinter den Provokationen auf der religiösen Grundlage häufig solche Leute stehen, die nach der Schwächung des Landes von innen heraus streben und nach dem bekannten Prinzip „teile und herrsche“ handeln. Es ist extrem wichtig, die Anstachelung zum interreligiösen Zwist nicht zuzulassen. Das wird aktueller mit Rücksicht auf den multikonfessionellen und multiethnischen Charakter der Mehrheit der afrikanischen Länder. 

Die kulturelle und nationale Vielfältigkeit ist der Reichtum jegliches Landes, den man sorgfältig schützen muss. Russland ist bereit, seine jahrhundertealte Erfahrung in diesem Bereich mitzuteilen. In unserem Land leben mehr als hunderte Nationalitäten, in unserem Land existieren zusammen die Vertreter von verschiedenen Religionen und Konfessionen: orthodoxe Christen, Katholiken, Protestanten, Muslime, Juden und Buddhisten. Seit Jahrhunderten leben wir nicht nur eng zusammen- wir bekennen unseren Glauben offen und arbeiten zusammen in den Humanitär-, Aufklärung-, Friedens-, Sozialbereichen etc. 

Was die Russische Orthodoxe Kirche betrifft, ist sie sich der besonderen Verantwortlichkeit für die Schicksale der historisch mit ihm verbundenen Völker bewusst und strebt danach, alles Mögliche zu machen, den Leuten die Treu der Wahrheit Gottes, die Achtung auf die Tradition und die Liebe zum Land beizubringen. 

Vor kurzem hat die Russische Orthodoxe Kirche Patriarchales Exarchat Afrikas gegründet und arbeitet auf dem afrikanischen Kontinent für die geistige Betreuung der dort lebenden Mitbürger und der einheimischen orthodoxen Christen. Die Notwendigkeit der Entwicklung unserer Tätigkeit in Afrika ist nach der in der Orthodoxie passierten Spaltung entstanden.

Die Anwesenheit der Russischen Orthodoxen Kirche auf dem Territorium Afrikas ist keineswegs eine beispiellose Novität. Die Russischen Gemeinden fingen an, auf dem Kontinent schon im XIX.-XX. Jahrhunderte zu entstehen. 

So wurden in Abessinien 1889 und 1896 die russischen Kirchen gebaut. Die ständige Gemeinde der Russischen Orthodoxen Kirche wurde in Ägypten 1914 gegründet. Nach der Revolution in Russland und in Zusammenhang mit der Abwanderung der Flüchtlinge aus unserem Land gab es mehr und mehr Gemeinden in Afrika: 1920 wurde die Kirche in Tunis geweiht, 1922 wurde die Gemeinde in Algerien gegründet, 1927 wurden die russischen orthodoxen Gemeinden in Marokko geöffnet. 1998 hatte ich eine Gelegenheit, die erste russische Kirche in der Südafrikanischen Republik zu weihen. 

Als der Vorsitzende der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats und später als der Patriarch von Moskau und ganz Russland habe ich von 1971 bis 2016 achtzehn Länder auf dem afrikanischen Kontinent besucht: im Norden, im Süden, im Osten, im Westen und im Mittelteil des Kontinents. Besonders wichtig finde ich mein Treffen mit Herrn Nelson Mandela in seinem Haus in Soweto Anfang November im Jahre 1990. Damals, am 11. Februar wurde er aus der Haft befreit und es scheint mir, dass ich der erste Ausländer war, den er empfangen hat. Herr Mandela ließ mich die Behörden der Sowjetischen Union für die entscheidende Hilfe in der Förderung und Versorgung danken, besonders was das Notwendige für den Kampf gegen das Apartheidregime betrifft. Wie wir wissen, ist er 1994 zum Präsidenten der Republik Südafrika geworden. Jetzt gehen wir zum aktuellen Thema zurück. 

Leider hat sich 2019 der Vorsteher der griechischen Kirche von Alexandria Patriarch Theodorus unter äußerem Druck dafür entschieden, die Spaltungsorganisation in der Ukraine anzuerkennen, indem er die kirchlichen Kanons grob verletzt hat. Diese traurigen Umstände, und ich muss das noch einmal sagen, veranließen die Russische Orthodoxe Kirche, im Dezember 2021 Patriarchales Exarchat Afrikas zu gründen, dessen Aufgabe die geistige Betreuung ist, sowohl der Russen, die auf dem Kontinent leben, als auch der einheimischen Christen, die der Teil der alten orthodoxen Tradition, die die Russische Kirche wahrt, sein möchten.

Für die vergangenen eineinhalb Jahre hat Patriarchales Exarchat mehr als 200 (zwei hundert) Gemeinden in 25 (fünf und zwanzig) afrikanischen Ländern gegründet. Außer der Entwicklung des gottesdienstlichen Lebens ist es ihm gelungen, mit der Durchführung von vielen humanitären und Ausbildungsprojekten anzufangen, insbesondere was die Übersetzung der Bücher in einheimische Sprachen und viel anders betrifft. Die Gründung und die aktive Tätigkeit des Exarchats haben das große Interesse der Afrikaner an der Russischen Orthodoxen Kirche erweckt. 

Für viele ist es bedeutend, dass wir die Kirche sind, die die apostolische Tradition in der Lehre, Sakramenten und der geistigen Erfahrung sorgfältig bewahrt,- die Kirche, die die von Gott gegebenen Sittennormen den neumodischen ideologischen Tendenzen zu Gefallen nicht verzerrt. 

Wenn wir unsere Tätigkeit entwickeln, streben wir danach, zur Festigung der Beziehungen zwischen Russland und Afrika, zur Verbesserung der Lebensqualität der Leute beizutragen. In den Plätzen, wo es unsere Gemeinden gibt, werden neue Schulen, Wasserbohrungen, elektrische Unterstationen und Kulturzentren gebaut. 

Wir möchten auch mit anderen religiösen Organisationen Afrikas zusammenarbeiten. 

Unsere Gemeinden werden der Gesetzgebung der Länder angemeldet, wo sie gegründet werden. Ich möchte den Führern dieser Länder dafür besonders danken. Das Moskauer Patriarchat ist zu allen Initiativen bereit, die mit dem Wohl der Leute, der Friedensstiftung und Hilfe den Leidenden verbunden sind. 

Ich spreche die Bürger des Afrikanischen Kontinents mit Liebe an und wünsche euch Segen Gottes. Möge Gott den Völkern eurer Länder Frieden und Wohl, und den Staatsführern Weisheit, Geduld und Kraftfestigkeit geben. 

Ich hoffe, dass unser Forum heute zur weiteren Entwicklung der Zusammenarbeit unserer Völker in allen Bereichen des öffentlichen Lebens beiträgt. 

Ich danke euch für Aufmerksamkeit und wünsche euch Arbeitserfolge.




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